Kleist: Krise und Experiment – Doppelausstellung in Berlin und Frankfurt (Oder)

Als Persönlichkeit, Dramatiker und Erzähler mit extremen Positionen blieb Heinrich von Kleist von seinen Zeitgenossen weitestgehend unverstanden. Nachdem er um die Jahrhundertwende 1800 in die heftigen politischen und gesellschaftlichen Umbrüche in Deutschland geriet, entwickelte Kleist aus der permanenten Krisenerfahrung heraus seine für diese Zeit höchst ungewöhnlichen Ideen und wechselnden Lebenspläne. So erfand er sich nach seiner siebenjährigen Militärzeit immer wieder neu als Gelehrter, Beamter, Familienvater, Bauer, Buchhändler oder Redakteur. Der Erfolg als Schriftsteller allerdings blieb ihm zu Lebzeiten versagt, während er heute als geradezu moderner Charakter erscheint.

Kleists 200. Todestag am 21. November 2011 gab willkommenen Anstoß dazu, die Zusammenhänge zwischen Krise, Kritik und Reformideen damals und heute zu diskutieren. Im Zentrum dieser Auseinandersetzung war die Doppelausstellung Kleist: Krise und Experiment angesiedelt, zeitgleich zu sehen im Berliner Ephraim-Palais/Stadtmuseum Berlin und im Kleist-Museum in Frankfurt (Oder). Kleists Texte, vor allem seine Briefe, führten als akustisches Leitmotiv vielstimmig durch die Ausstellung. Dabei stellt jeder einzelne Raum eine eigene Bühneninszenierung mit bewussten Anklängen an die temporäre Theaterwelt dar. Die hier gewählte instabile, leichtfüßige Formensprache spiegelt den wankelmütigen Geist Kleists optisch wider und verleiht ihm ein zeitgemäßes Gesicht. Ergänzt wurde diese moderne Interpretation Kleists in den Themenräumen der Ausstellung durch ein umfangreiches Rahmenprogramm mit unterschiedlichsten wissenschaftlichen und künstlerischen Beiträgen.